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Diskriminierung von Motorradfahrern macht politische Interessenvertretungen
notwendig

Gemeinsam sind wir stark, gegen Dummheit und Diskriminierung, gegen Hass und Rassismus!

Kuhle Wampe ist euch als antifaschistischer Motorradclub bekannt, der sich aktiv an Aktionen gegen alte und neue Nazis beteiligt. Als aktive Gewerkschafter/innen sind wir am 1. Mai in Kiel immer zu sehen. In diesem Artikel wollen wir allerdings auf ein paar andere Gesichtspunkte aufmerksam machen, die uns als aktive Motorradfahrer/innen beschäftigen.

Das Ansehen der Motorradfahrer in der Gesellschaft ist in den letzten Jahren positiver belegt als in den Jahrzehnten zuvor. Dieses hat insbesondere damit zu tun, dass Vorurteile und negative Behandlungen, wenn überhaupt, nur im schwachen Maße bei der älteren Generation zu finden sind. Sie hatten nur wenig Kontakt zu Motorradfahrern/innen und sind in einer Zeit aufgewachsen, in der das Motorradfahren als Fortbe-
wegungsmittel nichts galt. Jedoch die heute 40- bis 50-jährigen erlebten eine Motorradzeit die mehr der Freizeit und dem Spaßfaktor galt. Anders als die aufmüpfige Zeit der 60er Jahre, in der das Motorrad als abschreckendes Element gegen die verstaubte bürgerliche Gesellschaft benutzt wurde. Trotzdem zeigen Medien leider all zu oft ein falsches Motorradfahrerbild welches sie gerne verallgemeinern. In RTL Fernsehberichten wie: „Biker, Busen, Büchsenbier“ oder „Harleys, Sex und Sauerkraut“ wird von Veranstaltungen wie etwa die Tourist Trophy in England (Traditionstreffen seit 1921) berichtet. Diese Berichterstattung hat mit Motorradfahren und seiner Leidenschaft nichts mehr zu tun. Sie beschäftigen sich meistens nur mit der unbekleideten Anatomie.

In einer Studie der FU-Berlin Fachbereich Politikwissenschaft wird festgestellt, dass der/die Motorradfahrer/in sich in erster Line an folgenden Dingen definiert:

• Freiheit und Unabhängigkeit

• Naturverbundenheit

• Ablenkung vom Alltag

• Gemeinschaftsgefühl und

• die beste Art der Fortbewegung….

Das noch mal an alle Nicht-Motorradfahrer und die die vielleicht immer noch ein falsches Bild von uns haben. Motorradfahrer leben unter Euch. Diskriminierung gegenüber Motorradfahrer/innen äußert sich in erster Linie politisch.

Hier ein paar Beispiele:

Streckensperrungen: Hiervon betroffen sind insbesondere das Küstengebiet der Lübecker Bucht, die Nordeifel, der Odenwald und der nördliche Schwarzwald. Dies sind Viertel aller Streckensperrungen Deutschlands.

In Schleswig-Holstein gehören dazu: Travemünde, Niendorf, Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Pelzerhaken, Rettin, Sierksdorf, Grömitz, Weißenhäuserstrand, Laboe, Büsum, St. Peter-Ording.

Straßenbau-Einsparungen bringen Biker in Lebensgefahr: Verwendung von Bitumen als Straßenbelag: Er macht die nasse Fahrbahn zur Rutschpartie für Zweiräder und verlängert den Bremsweg um das zwei- bis dreifache.

Verwendung von Leitplankenpfosten: Trennt die Gliedmaßen beim Aufprall in die Leitplanken ab. 15% aller getöteten Motorradfahrer kommen so ums Leben. Kosten für einen Protektor 4,- Euro.

KFZ- Steuern: Der Einbau von Katalysatoren in Motorrädern wird bisher nicht staatlich gefördert weil der Schadstoffausstoß zu gering sei und damit zu vernachlässigen. Bei der Bemessungsgrundlage der Steuern werden Motorräder obwohl sie einen Kat besitzen, nicht gefördert sondern haben die gleiche Bemessungs-
grundlage. Die Sommersmogverordnung der Regierung belegt allerdings in vielen Bundesländern Pkws und Motorräder gleichermaßen mit einem Fahrverbot. Weitere Maßnahmen gegen Motorradfahrer sind in Planung.

In einer Umfrage von Motorradfahrern und Händlern wurde betont dass der/die Motorradfahrer/in sich hauptsächlich über Motor, Fahrwerk und somit über Fahreigenschaften definieren. Obwohl von den Befragten 23% ein Sportmotorrad fuhren, bezeichneten sich nur 6% als Sportler. Trotzdem versuchen private und gesetzliche Versicherungen, wie auch gesetzliche Krankenkassen, mit Rückendeckung der Regierung, zukünftig Versicherungsprämien in die Höhe zu treiben, indem Motorradfahren als besonders gefährlich oder sportliche Freizeitaktivität deklariert wird. Nicht jeder ist ein Raser!

An diesen wenigen Beispielen wird deutlich dass es gut ist sich einer Interessenvertretung wie Kuhle Wampe anzuschließen. In Deutschland gibt es ca. 2,9 Mill. Zweiradfahrer. Tendenz steigend. Als Vergleich hat die Gewerkschaft IG-Metall 2,3 Mill. Mitglieder und Verdi 1,9 Mill. Sie sind damit gut organisiert. Viele Mitglieder des MC-Kuhle Wampe sind auch Mitglieder der Gewerkschaften und wissen dass man nur gemeinsam stark sein kann.


Deshalb hat sich MC Kuhle Wampe einer großen Europäischen Motorradvereinigung mit Sitz in Brüssel angeschlossen der „Federation of European Motorcyclists' Associations“. Aus 15 Europäischen Länder haben sich 24 Motorradverbände und Clubs zur FEMA zusammengeschlossen um für die Rechte von Motorradfahrer/innen zu kämpfen.

Gemeinsam sind wir stark, gegen Dummheit und Diskriminierung, gegen Hass und Rassismus!


(Detlev Ganzel, MC Kuhle Wampe Kiel)